Wenn das Bauchgefühl nach einer technischen Lösung verlangt
Es ist ja so: Das berühmte Bauchgefühl kann ziemlich unangenehm in unserem Inneren wühlen. Ist der Partner angesichts der ganzen Verlockungen des 21. Jahrhunderts wirklich der, der er vorgibt zu sein? Hat er ein geheimes Doppelleben? War er gestern nicht auffallend kühl?
Solche Gedanken treiben viele Menschen in Beziehungen um und sie suchen nach Lösungen, die Sicherheit versprechen. In einer Frauengruppe schreibt eine anonyme Userin: „Hat jemand von euch schon eine Spionageapp benutzt, um auf dem Handy eurer Partner zu schauen, ob er treu ist oder nicht? Wenn ja, was habt ihr für Erfahrungen gemacht?“ Über 60 Frauen antworten. Zum Beispiel Petra, die schreibt: „Ich kann Dich total verstehen! Man wünscht sich, dass einem die Technik sagt, dass alles gut ist!“ Und Anne schlägt vor: „Ich kann dich komplett verstehen. Man möchte die Gewissheit. Frag doch einfach ne Freundin, die er nicht kennt, ob sie ihn mal per Messenger anschreibt.“ Yvonne erklärt: „Ich würde keine Spionageapp benutzen. Hätte Bammel davor, dass er eine Mitteilung bekommt, dass jemand einen Zugriff auf sein Handy startet.“ In den meisten Antworten ist aber die Rede von Vertrauen und davon, dass man doch lieber von der Nutzung entsprechender Apps absehen solle. Als größter Vertrauensbeweis gilt es, die PIN-Nummern zu kennen, so dass jeder jederzeit auch ohne teure Spionage-App nachschauen kann, ob alles in Ordnung ist – nur zur Sicherheit! Kleiner Reminder: Das ist kein Vertrauensbeweis, sondern ein Kontrollinstrument.
Und obwohl Spionage-Apps, die heimlich auf dem Gerät eines anderen installiert werden, gesetzlich verboten sind und ein Zuwiderhandeln strafbar ist, etwa nach § 202a StGB (Ausspähen von Daten), sind sie beliebt wie nie. SWR-Reporter haben jüngst die Spionage-Apps mSpy und Scannero getestet und herausgefunden, dass der Support den Kunden wichtige Details oft verschweigt (z.B., dass die PIN des Zielhandys bekannt sein muss), den Nutzern vorzugsweise teure Abos verkauft und bei der Installation der App auf dem Zielhandy und dem Verwischen der Spuren unterstützt. Damit leisten sie in vielen Fällen eine strafbare Beihilfe. Welche Firmen hinter den Apps stecken, bleibt undurchsichtig. Oft handelt es sich um ukrainische Geschäftsleute, etwa eine Zahnärztin. Ob sie allerdings lediglich eine Strohfrau ist, bleibt unklar.
Klar sein sollte uns aber, dass Zugangsdaten nicht an andere Personen weitergegeben werden sollten. Eine PIN als Vertrauensbeweis einzufordern ist ein Akt der Kontrolle. Nur mit den entsprechenden Zugangsdaten ist es möglich, Spionageapps auf einem fremden Handy zu installieren. Letztendlich sollte man sich immer die Frage stellen, wem man vertrauen möchte: dem Partner oder einem dubiosen App-Anbieter.
Datenschutzkolumne
“So viele Buchstaben und sooo viel mehr, was damit ausgedrückt werden kann.“