Neue Enthüllungen zu Datenschutzlücken: Wie Standortdaten aus beliebten Apps weltweit bei Datenhändlern landen und welche Maßnahmen Nutzer und Anbieter ergreifen sollten.
Eine aktuelle Recherche des Bayerischen Rundfunks (BR) in Zusammenarbeit mit netzpolitik.org und internationalen Partnern hat aufgedeckt, dass Standortdaten von Millionen Smartphone-Nutzern weltweit, darunter fast 800.000 aus Deutschland, unbemerkt an Datenhändler gelangt sind. Diese sensiblen Informationen stammen aus fast 40.000 verschiedenen Apps für Apple- und Android-Geräte. Besonders alarmierend ist, dass einige dieser Apps präzise Standortdaten preisgeben, die Rückschlüsse auf Wohn- und Arbeitsorte der Nutzer ermöglichen.
Zu den betroffenen Anwendungen zählen in Deutschland populäre Apps wie Wetter Online, Flightradar24, Kleinanzeigen und Focus Online. Das Rechercheteam konnte die Echtheit der Daten durch den Kontakt mit mehreren App-Nutzern verifizieren.
Die Analyse legt nahe, dass diese Daten aus dem undurchsichtigen Bereich der personalisierten Online-Werbung stammen. In diesem Sektor übermitteln App-Anbieter in Echtzeit Informationen wie den aktuellen Standort oder das verwendete Gerätemodell der Nutzer an zahlreiche Online-Werbevermarkter. Ein Beispiel hierfür ist die App Wetter Online, deren Datenschutzbestimmungen über 800 Unternehmen aufführen, mit denen Nutzerdaten geteilt werden – darunter auch Firmen mit Sitz außerhalb der Europäischen Union, etwa in den USA, Hongkong, Singapur oder Brasilien.
Der Ursprung des untersuchten Datensatzes ist der US-Datenhändler Datastream, der diese Informationen als kostenloses Anschauungsmaterial weitergegeben hat. Die Weitergabe solch sensibler Daten ohne das Wissen der Betroffenen wirft erhebliche Datenschutzbedenken auf und unterstreicht die Notwendigkeit strengerer Kontrollen und Transparenz in der Datenweitergabe innerhalb der Werbeindustrie.
Für Nutzer ist es ratsam, die Berechtigungen ihrer Apps regelmäßig zu überprüfen und kritisch zu hinterfragen, welche Daten sie preisgeben. Zudem sollten App-Anbieter ihre Datenschutzpraktiken überdenken und transparenter gestalten, um das Vertrauen der Nutzer zu erhalten und den gesetzlichen Datenschutzanforderungen gerecht zu werden.
Diese Enthüllungen verdeutlichen die Dringlichkeit eines bewussteren Umgangs mit persönlichen Daten in der digitalen Welt und die Notwendigkeit klarer Regelungen zum Schutz der Privatsphäre der Nutzer.
Titelbild: © Pete | Adobe Stock (KI-generiert)
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