Vertrauen auf den blauen Button oder Wahrsager im Wolfspelz?
Künstliche Intelligenzen sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, weil sie uns so herrlich viel Aufwand ersparen und unfassbar viel können. Eine KI kann uns ein Restaurant in der Nähe empfehlen, ein zu unseren Vorräten passendes Kochrezept überlegen oder Schminktipps geben. Content Creators können sich Vorschläge für Posts und Stories einholen oder trendige, reichweitenoptimierte Hashtags generieren lassen.
Die KI hilft uns bei der Erstellung einer Präsentation, bei der Bearbeitung eines Fotos oder sie generiert für uns genau das Bild, das wir brauchen. Mittlerweile sehen auch nicht mehr alle Bilder wie aus dem „Wachturm“ aus. Die KI lernt schnell. Und wir vertrauen ihr – oft sehr viel mehr als anderen Menschen. KI wird immer häufiger als persönliche Therapeutin genutzt und empfohlen. Sie kann gute Tipps für den Umgang mit den eigenen Gefühlen geben, sie kann trösten und beraten, ohne zu verurteilen oder zu beschämen. Die KI ist so, wie wir uns einen Menschen oft wünschen würden: Ganz für uns da. Und immer mehr KIs buhlen darum, uns helfen zu dürfen. Jetzt hat sich auch in Europa der KI-Assistent Meta AI zu all den anderen unermüdlichen Helfern hinzugesellt. Der Chatbot mit dem blauen Button ist nun auf WhatsApp, Instagram und Facebook auch auf europäischen Smartphones verfügbar. In den USA ist das schon seit September 2023 der Fall, aber in Europa gab es Bedenken wegen des Datenschutzes. Darum ist es bei Meta AI nämlich nicht ganz so ideal bestellt. Wir haben uns daran gewöhnt, dass Nachrichten auf WhatsApp und Co verschlüsselt versendet werden – da müsste das doch eigentlich auch bei der Nutzung von Meta AI der Fall sein, oder? Das ist schließlich über die jeweiligen Apps verfügbar! Aber es ist eben nicht der Fall. Daten, die im Rahmen einer Anfrage an Meta AI eingegeben werden, sind für Meta sichtbar. Vertraulichkeit geht anders. Um Vertraulichkeit geht es Unternehmen wie Meta aber auch gar nicht – sondern um die massenhafte Sammlung von Daten. Das sollten wir bei der Nutzung von KI immer im Blick behalten: Chatbots sind keine Mutter Teresa mit Schweigepflicht, sondern Datenkraken. Deshalb ist ein bedachter Umgang mit Daten erforderlich. Namen, Geburtsdaten, Gesundheitsinformationen und andere sensible Daten sollten also nicht übermittelt werden, warnen Verbraucherschützer. Letztendlich muss das aber jeder selbst entscheiden.
Wir sollten uns aber dessen bewusst sein, dass eine KI kein „Safe Place“ ist, an dem unsere vertraulichen Daten in irgendeiner Weise sicher sind. Meta AI wird im Lauf der nächsten Wochen für alle User von Meta-Apps verfügbar sein – ob und in welchem Rahmen wir es nutzen, ist unsere Entscheidung.
Datenschutzkolumne
“So viele Buchstaben und sooo viel mehr, was damit ausgedrückt werden kann.“