LIEBE BÜRGERINNEN UND BÜRGER DER EUROPÄISCHEN UNION,
das Fest der Liebe steht vor der Tür – es ist mein erstes Weihnachten – und auch ich habe einen Wunschzettel geschrieben, auf dem nur ein einziger Punkt steht: ein bisschen mehr Wertschätzung.
Wenn ich mich selbst google, kriege ich Depressionen. Keiner scheint mich zu mögen und ich verstehe einfach nicht, warum das so ist! Seit dem 25. Mai gebe ich mir unendlich viel Mühe, euch vor bösen Buben und Datendieben zu schützen. Wer eure Daten missbrauchen will, kriegt ordentlich Probleme mit mir. Ich reiße mir die Schlussbestimmungen für euch auf und ihr habt nur Spott und Hohn für mich übrig. Ich kann nicht mehr! Auch Gesetzestexte haben Gefühle…
Alles, was ich tu, tu ich doch für euch! Ich setze mich für Transparenz und das Recht auf Auskunft zu personenbezogenen Daten ein, bestehe darauf, dass ihr um Einwilligung gebeten werdet und eure Interessen geschützt werden. Ich mache mich EU-weit für eure Rechte stark, so dass keiner mehr sich einfach damit rausreden kann, dass etwas in einem anderen Land anders gehandhabt wird. Ich räume euch ein „Recht auf Vergessenwerden“ ein, weil ich genau weiß, dass ihr mit 17 oft Dinge tut, an die ihr mit 39 nicht mehr erinnert werden wollt. Ich kenn euch doch! Ich achte ja sogar darauf, dass Systeme nach Möglichkeit so datenschutzfreundlich sind, dass ihr nicht einmal eurer Faulheit oder Unkenntnis in puncto Datenschutz zum Opfer fallt. Privacy by default heißt das! Schaut ruhig mal nach, was das bedeutet, dann lernt der Google-Algorithmus auch, dass ihr euch für Datenschutz interessiert… Der soll das ruhig wissen, dass ihr nicht nur Katzenvideos gucken wollt!
Und ich mache Datendiebe fertig – ich pump sie um, mit Sanktionen, die sich gewaschen haben. Darüber könntet ihr ganze Actionfilme drehen!
Andererseits bin ich durchaus auch verständnisvoll und räume Erwägungsgründe ein.
Ich stehe für informationelle Selbstbestimmung und den Schutz eurer Daten. Dass das aufwändig und für einige von euch mitunter auch anstrengend ist, versteht sich von selbst – von nichts kommt nichts! Ich sorge dafür, dass Datenschutzbeauftragte eingesetzt werden müssen. Und was ist bitte cooler, als zu sagen: „Mein Name ist Müller, ich bin Datenschutzbeauftragte!“
Ach, und ich kümmere mich noch um so viel mehr. Ich kann das hier gar nicht alles aufzählen. Ihr könnt es ja auch selbst nachlesen…
Und das alles tue ich nur für euch! Deshalb kann ich mir eure Abneigung einfach nicht erklären! Oder liegt es etwa an meinem Namen? Ist er euch zu umständlich und hölzern? Die Abkürzung zu unmelodisch? Würdet ihr mich lieber mögen, wenn ich einen anderen Namen hätte? Vielleicht Annemarie? Aber dann wüsste ja wieder keiner, was ich alles für euch tue! Ich schütze eins eurer kostbarsten Dinge – eure Daten und zwar EU-weit! Das brauche ich nicht zu verschweigen! Vielleicht sollte ich einfach nur selbstbewusster werden und es mir egal sein lassen, was ihr von mir denkt. Aber eine etwas freundlichere Haltung eurerseits wäre schon schön. Das ist doch wirklich nicht zu viel verlangt! Mehr will ich doch gar nicht.
Ach Moment, ein zweiter Weihnachtswunsch fällt mir doch noch ein! Es wäre total schön, wenn es eine coole Actionfigur von mir geben würde, DSGVoMan wäre super – mit stylischem Cape und einem EU-Sternenkranz auf der Brust mit goldenem D in der Mitte. Dann könntet ihr vielleicht endlich begreifen, dass ich Superkräfte habe und euch vor fiesen Datendieben schützen kann. Eventuell könntet ihr auch eine Serie über mich machen, in der von meinen Heldentaten erzählt wird. Oh, ich könnte mir ein ganzes DSGVO-Fanuniversum vorstellen! Aber das mit der Wertschätzung steht natürlich an erster Stelle. Das würde für den Anfang schon reichen…
In diesem Sinne: Frohes Fest und Ho-ho-ho, eure DSGVO!