Forschende des KIT warnen: Wlan erkennt Menschen
Es ist ja so: Überwachung ist eine gruselige Vorstellung, vor allem, wenn sie in heimischen Gefilden geschieht. Am Hauptbahnhof von Kameras beobachtet zu werden, geht für die meisten durch den TÜV, wenn es denn der Sicherheit dient.
Aber wenn man daheim alle fünf Minuten zum Kühlschrank rennt, soll das doch bitte keiner mitbekommen. Ja, klar, was wir im Internet bestellen und was wir Sprachmodelle fragen – das ist auch schon ein unheimliches Feld. Aber richtig gruslig wird’s, wenn wir überhaupt nicht wissen, dass wir von einer alltäglichen Technologie potenziell überwacht werden könnten. Es geht dabei nicht um Kameras oder Wanzen, sondern um WLAN! Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) haben sich näher mit den hochfrequenten, elektromagnetischen Wellen beschäftigt, auf denen WLAN basiert. Thorsten Strufe, Professor für praktische IT-Sicherheit erklärt das Ganze sehr alltagstauglich, indem er das Bild eines Teich bemüht, in den ein Stein geworfen wird. Von dieser Stelle aus breiten sich Wellen aus. Das sind quasi die WLAN-Wellen. Und wenn dann ein paar Enten und ein Blässhuhn durch den Teich paddeln, reflektiert jedes dieser Tiere die Wellen auf eine bestimmte Weise. Jede Ente und jedes Blässhuhn hat dabei ein eigenes Muster. Und wenn wir durch unsere Wohnung laufen, sind wir die Enten. KI ist super in Mustererkennung und kann schnell darauf trainiert werden, verschiedene Menschen anhand ihres spezifischen Bewegungsmusters zu erkennen. Dazu muss man nicht einmal ein Handy in der Tasche haben. Es reicht, dass irgendwo in der Nähe ein Router steht. Denn dieser tauscht unverschlüsselte Rückmeldesignale aus („Beamforming Feedback Information“). Und genau diese können ausgelesen, ausgewertet und einer Person zugeordnet werden. Mit anderen Worten: Das WLAN beobachtet uns nicht nur, es erinnert sich auch. Am KIT wurde eine KI mit 200 Personen trainiert – und sie hat alle beinahe zu 100% richtig zuordnen können. Die Fehlerquote konnte ein bisschen erhöht werden, wenn jemand eine Bierkiste schleppte oder plötzlich humpelte.
Freilich sagen die Forschenden: Keine Panik! Das Ganze ist nicht zur Überwachung gedacht, sondern als Warnung. Schließlich ließe sich das Sicherheitsrisiko technisch entschärfen, etwa durch Verschlüsselung. Aber realistisch betrachtet: Wann haben Sie das letzte Mal die Sicherheitseinstellungen Ihres Routers überprüft?
Und irgendwo, in irgendeinem Land, sitzt vermutlich schon jemand und denkt: „Das ist ja genial! Unsichtbare Überwachung, ganz ohne Kamera!“ Wenn man bedenkt, wie eifrig manche Staaten Videoüberwachung und Gesichtserkennung vorantreiben, ist der Gedanke gar nicht so weit hergeholt, dass bald auch WLAN-Wellen zu Spionen werden.
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