Was für manche wie Science Fiction aus einer düsteren Dystopie klingt, ist für manch andere bereits in greifbare Nähe gerückt. Apple, Samsung, Facebook und andere arbeiten bereits heute intensiv an sogenannten Neuro-Devices mit deren Hilfe Gehirnwellen übertragen und nutzbar gemacht werden sollen. Ein Horrorszenario für den Datenschutz.
NEURO-MARKETING
Das Ziel der Unternehmen: Neuro-Marketing! Im optimalsten Fall kann man dem potentiellen Käufer so schon das Produkt seiner Wünsche präsentieren noch bevor ihm klar wird, dass er diesen Wunsch überhaupt hegt. Aber auch zur Verbrechensbekämpfung könnte solche Gerätschaften interessant sein. Dagegen wirken Gadgets die unsere Gehirnwellen lesen um das iPhone nur durch Gedanken zu bewegen auf den ersten Blick fast harmlos. Aber auch hier lauert dieselbe Tücke: Wer kann dann alles auf unsere Gedanken zugreifen?
DATENSCHÜTZER FORDERN GESETZE
Allen voran der Bio-Ethiker Marcello Ienca von der Uni Basel und sein Kollege Roberto Andorno. Sie fordern ein Recht auf geistige Unversehrtheit und ein Recht auf kognitive Freiheit. Diese sollen die Gedanken der Menschen schützen und „unbefugtes Sammeln, Speichern, Benutzen oder Löschen“ dieser wohl sensibelsten Art von Daten verhindern. Andorno äußerte sich gegenüber dem Journal Life, Sciences, Society and Policy besorgt: „Gehirn-Decoder können Gehirnimpulse in Bilder, Text oder Ton umwandeln (…) Nicht alle Gehirn-Decoder sollen die Selbstständigkeit der Nutzers verbessern. Es laufen bereits Tests für Geräte, die den Gehirnzustand überwachen um das Verhalten von Individuen zu beeinflussen.“
MANIPULATION UND DATENMISSBRAUCH
Andorno und Ienca sehen ein großes Problem darin, dass Neurotechnologie potentiell Menschenrechte verletzen kann – sei es der Datenschutz, Freie Meinungsäußerung, das Recht auf geistige Unversehrtheit, das Diskriminierungsverbot, das Recht auf eine faire Verhandlung oder etwas anderes. Internationale Menschenrechte nehmen bisher keinerlei Bezug auf die Neurowissenschaften. Manipulation und Datenmissbrauch wären hier wohl noch verheerender als in anderen Bereichen. Daher fordern Sie eine möglichst schnelle gesetzgeberische Reaktion auf die rasanten Entwicklungen. Bei der Streitfrage um Gentechnologie sei dies ja auch möglich gewesen.