Quiz meine tiefsten Geheimnisse
Es ist ja so: Unbewusstheit ist ein Endgegner des Datenschutzes. Und manchmal stolpert man an völlig unerwarteten Stellen über Oversharing und Persönlichkeitsrechtsverletzungen. Zum Beispiel bei Kahoot!, der spielebasierten Lernplattform, die in Schulen gerne als Quiztool genutzt wird.
Dass in den Quizspielen mit der Ohrwurmmusik und den lustig wippenden Tierfiguren ganz schön viele Daten von Minderjährigen offen zugänglich sind, ist den Betroffenen in vielen Fällen sicher nicht bewusst. Es gibt öffentliche Kahoots, die „Wie gut kennst du Emilia?“, „Wie gut kennst du mich?“ oder „Wer ist Paul?“ (Name geändert) heißen. Dort werden u.a. folgende Dinge gefragt: „Wie heiße ich mit vollem Namen?“, „Wann habe ich Geburtstag?“, „Wo habe ich Jannik zum ersten Mal geküsst?“, „Wie hieß meine Mutter vor der Hochzeit?“, „Wer ist meine beste Freundin?“, „Was hasse ich am meisten?“ usw. Die Personen existieren tatsächlich und haben auch Profile auf Instagram. Es sind Minderjährige, von denen bei jeder Frage auch ein Foto zu sehen ist. Vermutlich haben die Kinder in der Schule gelernt, wie man Kahoot! nutzt. Möglicherweise war es sogar eine Hausaufgabe, ein persönliches Kahoot zu erstellen. Auf alle Fälle sollte in den Schulen nicht nur die Erstellung eines Kahoots verlangt werden, sondern es sollte gleichzeitig ein kompetenter Umgang damit gelehrt werden. Es gibt sogar Kahoots mit Mobbinginhalten. Da werden Fotos von Jugendlichen gezeigt und die Fragen lauten: „Sein Vater mag ihn nicht, weil er A: stinkt, B: Faxen macht, C: er dumm ist oder D: der Steuerzahler.“ Auch bei älteren Semestern ist Kahoot ein beliebtes Tool, um persönliche Informationen preiszugeben. In einem Quiz geht es beispielsweise um den 70. Geburtstag eines ehemaligen Schuldirektors aus der Schweiz. Er hat auch einen Wanderführer geschrieben, den man im Netz finden kann. Wann er Geburtstag hat, was er am liebsten isst und was ihm bereits Dummes passiert ist, kann jeder quizzen. Fotos und Daten von Kindern gehören nicht auf eine Quizplattform.
Ich habe deshalb zahlreiche dieser Kahoots gemeldet. Der Melde-Button ist etwas versteckt – man muss nach unten scrollen, um ihn zu finden. Unzählige Kahoots, in denen Kinder und Jugendliche alles von sich erzählen und fröhlich in die Kamera lachen, sind immer noch online. Datenschutz gehört in Schulen ganz oben auf die Agenda – auf die gleiche Ebene wie Suchtberatung.
Datenschutzkolumne
“So viele Buchstaben und sooo viel mehr, was damit ausgedrückt werden kann.“